Gespräch mit Chris­toph Schmal

Wie war Ihr Weg ins Rentamt?

Ich bin stu­dier­ter Kauf­mann, war lange Jahre für eine Groß­bank in Lon­don und Frank­furt tätig, obwohl ich kein Groß­stadt­mensch bin. Irgend­wann zog es mich zurück in die Hei­mat. Ich komme selbst von einem Bau­ern­hof in der Region. So habe ich noch ein land­wirt­schaft­li­ches Stu­dium abge­schlos­sen. Was wir auf dem elter­li­chen Hof in klei­nem Umfang geleis­tet haben, kann ich auf Gut Bod­man im gro­ßen Rah­men abde­cken. Gut Bod­man war mir natür­lich ein Begriff. Ich kenne den Spa­gat zwi­schen öko­no­mi­schem Anspruch und der Abhän­gig­keit vom Wet­ter gut. Bei uns habe ich damals die Direkt­ver­mark­tung inten­si­viert und auf Bio umge­stellt. Die­sen Anspruch haben wir auch auf Gut Bod­man. Wir haben uns von Beginn an ver­stan­den, Johan­nes Bod­man und ich, mit einer gegen­sei­ti­gen Wert­schät­zung für Gedan­ken und Ideen.

Was ist Ihre Auf­gabe im Rentamt?

Das Rent­amt ist unsere Bezeich­nung für die Ver­wal­tung von Gut Bod­man. Ich habe 2020 als Pro­jekt­ma­na­ger ange­fan­gen. Mitt­ler­weile lei­ten Johan­nes von Bod­man und ich den Betrieb gemein­sam. Ich mache im Prin­zip das, was ich schon kenne, auf einem ande­ren Level. Und die Berei­che sind extrem viel­fäl­tig. Ich kann meine Erfah­rung aus dem Bank­we­sen, der bio­lo­gi­schen Land­wirt­schaft und der Immo­bi­li­en­ent­wick­lung kom­bi­nie­ren, denn genau diese Berei­che bil­den neben dem Forst den Kern unse­res Geschäfts.

Wie emp­fin­den Sie Ihre Rolle für Gut Bodman?

Meine Rolle ist oft die eines Bera­ters – Hand, Herz und Hirn gleich­zei­tig. Viele Auf­ga­ben beschäf­ti­gen sich mit der stra­te­gi­schen Betriebs­ent­wick­lung. Das Ziel: bestehende Geschäfts­zweige pro­duk­tiv wei­ter­ent­wi­ckeln. Außer­dem gilt es, neue Geschäfts­zweige zu ent­de­cken, in die man hin­ein­wach­sen könnte, bei­spiels­weise einen Lern- und Schau­bau­ern­hof mit Gas­tro­no­mie. Gedanke ist da, über nach­hal­tige Land­wirt­schaft und Bio­di­ver­si­tät zu infor­mie­ren und einen wei­te­ren Absatz­ka­nal für unsere eige­nen Pro­dukte zu schaf­fen. Wir ver­su­chen, eine sehr pro­duk­tive Bio-Land­wirt­schaft zu prak­ti­zie­ren, Bio­di­ver­si­tät zu för­dern und Böden wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Öko­no­mie und Öko­lo­gie müs­sen zusammenpassen.

Ver­wal­tung, was umfasst das genau?

Hier geht es u.a. um die Lie­gen­schaf­ten, die sich in unse­rer Ver­wal­tung befin­den. Dazu gehö­ren ver­schie­dene gewerb­li­che Betriebe, Boots­lie­ge­plätze, ein Golf­platz, ein Cam­ping­platz, ein Obst­groß­markt, PV-Anla­gen und viele Flä­chen, die wir an Land­wirte ver­pach­tet haben. Prin­zip ist immer, sehr koope­ra­tiv zu sein. Natür­lich habe ich auch oft mit Ämtern zu tun, etwa, wenn es um die Grund­steuer geht.

Sie ken­nen die inter­na­tio­nale Unter­neh­mens­welt – was ist auf Gut Bod­man anders?

Es ist beson­ders, hier zu arbei­ten – schon auf­grund der Struk­tur und Geschichte. Anders als in einem nor­ma­len pro­du­zie­ren­den Unter­neh­men ist das hier nicht aus­tausch­bar, das macht den Reiz aus. Die Part­ner, mit denen wir arbei­ten, sind Pro­fis in dem, was sie tun. Davon pro­fi­tie­ren wir gemein­sam. Wenn Men­schen auf Gut Bod­man blei­ben, dann sehr lang, oft bis zur Rente. Dabei gilt es, nicht betriebs­blind zu wer­den, Werte zu trans­por­tie­ren und ehr­li­che Win-Win-Situa­tio­nen zu errei­chen. Andere haben andere Fähig­kei­ten, die sich gut ergän­zen kön­nen, das ist unser Ver­ständ­nis der geleb­ten Wert­schät­zung. So kön­nen wir gut und pro­duk­tiv sein.

Was lie­ben Sie an Ihrer Tätig­keit besonders?

Große Moti­va­tion ist für mich damit ver­bun­den, ein Fami­li­en­un­ter­neh­men mit zu ent­wi­ckeln. Ich sehe, dass ich etwas bewe­gen kann. Wenn wir etwas ändern, sehen wir die Aus­wir­kun­gen ganz kon­kret. Ich emp­finde mich als wich­ti­gen Teil des Gan­zen. Grund­stü­cke zu ver­wal­ten und Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten zu ent­de­cken, das ist toll. Eine Geschäfts­stra­te­gie wei­ter­ent­wi­ckeln dür­fen, für ein Haus, das es schon seit dem Jahr 1277 gibt! Ich bin gerne mit ver­ant­wort­lich. Ich stoße mit an, dass es lang­fris­tig wei­ter­geht. Wir sind keine Hasar­deure. Nach­hal­tig­keit kommt immer vor Ren­dite. Und das ganze Unter­neh­men ist wie eine Fami­lie. Wir sind mit den so unter­schied­li­chen Geschäfts­zwei­gen wie eine kleine Welt.

(Chris­toph Schmal ist stu­dier­ter Betriebs­wirt und stu­dier­ter Land­wirt und in einem land­wirt­schaft­li­chen Betrieb mit Tier­hal­tung und Obst­bau auf­ge­wach­sen. Seit 2020 ist er tätig im Rentamt.)