Das Adler-Arial

Auf dem Ufer­grund­stück steht eine bunte Mischung aus Wirt­schafts­ge­bäu­den, Wohn­häu­sern und zwei ehe­ma­li­gen Gast­häu­sern. Da ist zunächst das Gebäude, das dem Areal sei­nen Namen gab, der Gast­hof Alter Adler. Dane­ben ent­stand als Neu­bau das Haus See­ad­ler, das eben­falls Gast­stätte und Hotel war, und nicht mehr saniert wer­den konnte. Im Wes­ten das soge­nannte Kut­scher­haus mit einer klei­nen char­man­ten Stall­scheune. Im Osten wird das Areal begrenzt vom Park­haus und der Villa Baron Herr­mann. Im Süden grenzt es an die bewal­de­ten Hänge des Bodan­rück, im Nor­den an den See.

Sanie­rung

Wir woll­ten bei der Sanie­rung nicht zeit­ge­nös­si­sche Kom­fort­stan­dards in den Vor­der­grund stel­len, son­dern behut­sam mit der his­to­ri­schen Bau­sub­stanz umge­hen und einen ver­wur­zel­ten Cha­rak­ter ent­ste­hen las­sen. Wir woll­ten die klei­nen Sprö­dig­kei­ten und Stö­run­gen bewah­ren und so weit wie nötig an die aktu­el­len Anfor­de­run­gen anpas­sen. Gerade sie geben dem his­to­ri­schen Ensem­ble die spe­zi­fi­sche Würze. Des­halb war es wich­tig, die­ses Areal mit sei­ner über Jahr­hun­derte gewach­se­nen Viel­falt zu erhal­ten und es gleich­zei­tig sinn­voll zu ergän­zen, etwa mit dem See­ad­ler, eine Neu­schöp­fung, die ver­sucht, den archi­tek­to­ni­schen Geist der benach­bar­ten Gebäude auf­zu­neh­men und nor­mal zu sein. Die Wände sind aus Zie­gel­stein und Kalk­putz, die Belüf­tung wird über die Fens­ter vor­ge­nom­men, die tech­ni­sche Aus­stat­tung beschränkt sich auf das Not­wen­digste. Schön wäre es, wenn es dem Haus in sei­ner Nor­ma­li­tät gelänge, das Ensem­ble gestal­te­risch zu berei­chern. Es braucht sich nicht her­aus­zu­put­zen wie ein gestelz­ter Pfau, um sei­nen Platz zu fin­den. Für jedes Haus wurde ein maß­ge­schnei­der­ter Ent­wurf erstellt mit dem Ziel, mög­lichst viel der ursprüng­li­chen Sub­stanz zu erhal­ten und dort, wo ergänzt wer­den muss, mög­lichst in der glei­chen hand­werk­li­chen Logik wei­ter­zu­bauen und mit den regio­nal ver­füg­ba­ren Mate­ria­lien Stein und Holz zu arbeiten.

Fra­gen

In der Pra­xis wirft das natür­lich stän­dig Fra­gen auf. Was machen wir mit dem alten Putz, den Die­len, die ver­mo­dert sind, den Bal­ken, in denen der Schwamm steckt? Was machen wir mit Schäd­lin­gen wie Holz­wurm? Neh­men wir die nächst­beste che­mi­sche Keule oder Was­ser­glas und Kräu­ter, die das Holz ver­stei­nern? Wel­ches Dämm­ma­te­rial? Wie kön­nen alte Häu­ser modi­fi­ziert und in ihrer Funk­tion umge­wid­met wer­den, ohne dass ihnen der Zeug­nis­cha­rak­ter abhan­den kommt und ihre Iden­ti­tät zer­stört wird? Und so wei­ter. Eine kleine Fach­werk­scheune haben wir abge­baut, Stück für Stück restau­riert und wie­der zusam­men gebaut. Dabei stößt man natur­ge­mäß immer wie­der an Gren­zen. Es gibt noch eine große Dis­kre­panz zwi­schen Ideal und Umset­zung. Wir ver­wen­den auch Kle­be­bän­der und Folien, aber wider­wil­lig, mög­lichst wenig, und immer auf der Suche nach einer bes­se­ren Lösung. Im Zusam­men­hang mit den Anfor­de­run­gen an zeit­ge­nös­si­sche Bau­stan­dards tau­chen immer wie­der Kon­flikte und Fra­gen auf, die sich mit ein­fa­chem und wirk­lich gutem Bauen oft nur schwer ver­ein­ba­ren lassen.

Ver­hält­nis­mä­ßig­keit

Wir müs­sen nicht unter Zeit­druck ope­rie­ren. Wir machen, was wir im Sinne unse­rer Stra­te­gie als not­wen­dig anse­hen. Wir machen keine Luxus­sa­nie­rung, keine Renom­mee-Stei­ge­rung durch Ver­wen­dung hip­per Mar­ken­pro­dukte, kei­nen Sumpf­ei­chen­fuß­bo­den für 180 Euro der Qua­drat­me­ter. Es geht um Ver­hält­nis­mä­ßig­keit, ver­nünf­ti­gen Ein­satz von Res­sour­cen und Lang­le­big­keit. Wir arbei­ten mit loka­len Hand­wer­kern. Der Zim­mer­mann ist ein paar Dör­fer wei­ter zu Hause. Das Roh­bau­un­ter­neh­men kommt aus dem Ort. Hei­zung, Sani­tär, Flie­sen­le­ger – alle sind maxi­mal 15 Kilo­me­ter von Bod­man ent­fernt. Des Wei­te­ren haben wir eine kleine Truppe von drei Bau­hand­wer­kern. Die machen Arbei­ten, die kom­pli­ziert zu beauf­tra­gen sind, und arbei­ten an den Schnitt­stel­len. Unsere Akti­vi­tät hat nichts mit Roman­tik oder Melan­cho­lie zu tun, das ist auch kein Mäze­na­ten­tum. Wir errech­nen für jedes Haus, das wir sanie­ren, eine Ren­dite, die wir über die Miete rein­be­kom­men. Was wir tun, soll und muss ein sinn­vol­les Invest­ment sein. Wir müs­sen uns aber nicht von Pro­fit­den­ken lei­ten las­sen, auch wenn unsere expo­nierte See­lage das begüns­ti­gen würde. Die Marge, die uns glück­lich macht, kann klei­ner sein, weil wir auch die ren­di­te­un­ab­hän­gi­gen Aspekte als Berei­che­rung emp­fin­den. Sie (die Ren­dite) ist dafür sta­bil. Wir erfreuen uns an der Qua­li­tät unse­rer Gebäude, wir freuen uns, wenn wir dem Ort einen gestal­te­ri­schen und ästhe­ti­schen Mehr­wert geben kön­nen. Es ist natür­lich auch ein Pri­vi­leg, dass wir uns diese Posi­tion leis­ten kön­nen. Die beson­dere Lage im Ufer­be­reich macht die Häu­ser eher attrak­ti­ver. So kön­nen wir Mie­ten ver­an­schla­gen, wel­che ein halb­wegs qua­li­täts­vol­les Bauen ermöglichen.