Er war ein Rothirsch, und er hieß Hans. Warum, lässt sich nicht mehr ergründen. Alle männlichen Mitglieder der Familie erhalten Johannes als einen ihrer Vornamen. Daran wird es wohl gelegen haben. Fest steht, dass seine ersten Geweihstangen 1885 gefunden wurden. Damals muss Hans zwei Jahre alt gewesen sein, kein Spießer, kein Gabler mehr, sondern schon ein Achtender.
Hans lebte damals zusammen mit einem umfangreichen Bestand an Rot- und Damwild in einem Gehege innerhalb eines großen Landschaftsparks, den Johann Franz Freiherr von und zu Bodman von 1870 an hatte anlegen lassen. Der Landschaftspark reichte von Bodman über die Marienschlucht, den Sophienberg bei Langenrain, vom Aussichtsturm Lusthäusle oberhalb von Liggeringen bis zur Ruine Altbodman.
Dort wurde Hans gefüttert mit Rüben und Kastanien und wuchs heran zu einem prächtigen Kronenhirsch, zwei Meter groß von den Vorderhufen bis zum Kopf, weit über 100 Kilogramm schwer. Jedes Jahr zwischen Februar und April, wenn Rothirsche ihr Geweih abwerfen, wurde dieses vom Förster eingesammelt und auf eine Gipsschale montiert. Bis Hans 1898 verendete. Bis heute zieren seine gesammelten Stangen den Flur des Erdgeschosses im Bodmaner Schloss. Zusammen mit einem Ölgemälde, das einen stolzen und aufrechten Hirsch zeigt. Und das seine Erinnerung bewahrt. Wie an einen guten Freund.